Bücher aus Holland

Ungeachtet der vergleichsweise hohen Zahl von Literatur über niederländische Fotobücher hat Manfred Heiting ein weiteres Kompendium über Bildpublikationen des Landes zusammengestellt und gestaltet. Neu und überraschend in seiner deutlich vor dem Ersten Weltkrieg (und nicht erst 1918) beginnenden und bis 1980 reichenden Auswahl sind einige Themen, die bislang eher unbeachtet geblieben waren wie ein Kapitel über die Kulturzeitschrift Wendingen, über die GKf (eine Vereinigung von Gestaltern), über Kinderbücher von Piet Marée, über die Druckerei Meijer im Wormerveer und über Fotobücher als Ausdruck des politischen Zeitgeistes, was die bislang immer ausgesparte deutsche Besatzungszeit einschließt. Zudem gibt es spezielle Beiträge zu einzelnen Fotografen wie Ed van der Elsken, Cas Oorthuys und Martien Coppens. Die Auswahl überrascht, sind doch viele Bücher und Bildbroschüren dabei, die bislang unbekannt waren.

Jedes der 18 Kapitel wird von einem kurzen Essay eingeleitet, das von einer kompetenten Person aus der niederländischen Fotoszene beigesteuert wurde. Der Herausgeber selbst äußert sich in seinem Vorwort nicht nur zur Geschichte des Landes, sondern auch zu seiner persönlichen Beziehung zu seiner ehemaligen Wahlheimat und seinen Beweggründen, diese Hommage zu veröffentlichen. Es ist das vorerst letzte Projekt einer unvergleichlichen, zusammen mit Steidl realisierten Serie, die mit Deutschland begann und weitere Bände zu Japan, über die Sowjetunion zur Stalinzeit, über die Tschechoslowakei und zur Fotografenfirma Dr. Wolff & Tritschler umfasst. Gemeinsames Kennzeichen ist das identische Format mit dem geraden Rücken, wobei dieses Mal feines Leinen als Einbandbezug und ein dünneres, aber nicht durchscheinendes Papier für den Innenteil gewählt wurde.

Das Buch enthält eine große Menge an Reproduktionen nebst den bibliografischen Daten zu den 615 durchnummerierten Publikationen, sodass immer ein repräsentativer Einblick möglich ist. Heiting wechselt von kleinteiligen zu sehr großzügigen Layouts; zuweilen stehen auf drei aufeinander folgenden Doppelseiten lediglich drei Doppelseiten aus einer einzigen Publikation! Ein umfangreiches Register erlaubt das Zuordnen und Auffinden von Fotografen, Druckern, Gestaltern oder Buchbindern.

Der Vorrat an interessanten und sehenswerten Fotopublikationen aus NL scheint fast unerschöpflich zu sein; deshalb ist dieses Buch auch denen zu empfehlen, die meinen, schon alles über holländische Fotobücher zu wissen.