Fotobücher kann jeder!

Das Fotobuch in Kunst und Gesellschaft

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Vor etwa 20 Jahren begann mit der Herausgabe einiger Bücher über Fotobücher ein Boom, der bis heute anhält: Fotobücher sind präsenter denn je. Die digitale Drucktechnik im Verbund mit gezielt eingesetzter, veredelnder Handarbeit machen neue Bücher schon in Kleinstauflagen möglich. Seltsamerweise hat man schon lange nichts mehr von Fotobüchern als E-Books gehört, weder in Bezug auf Reprints von Raritäten noch auf eigens auf die moderne Technik abgestimmte Bildpublikationen mit dem Charakter eines Fotobuches. Die Frage, was nun eigentlich ein Fotobuch sei, scheint zumindest für die Wissenschaft noch lange nicht geklärt zu sein, zwischen Kriegsbericht bis zum Kochbuch ist alles möglich. Regeln und Definitionen aufzustellen ist daher schwierig – Kochbücher sind und bleiben auch dann Kochbücher, wenn sie viele Fotos enthalten. Es gehören noch Zutaten dazu, die schwerer zu bekommen sind als Fotos, nämlich Erfahrung, ein relevantes Thema (das könnte auch Essen und Ernährung sein), eine spannende Geschichte und eine passende Form. Freilich sind nicht alle Themen und Geschichten für andere spannend und das Formale wird oft übertrieben.

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In Köln soll bald ein Fotobuchmuseum öffnen. 2014 gab es dazu schon eine Art Probelauf, das temporäre „PhotoBookMuseum“, das sich inzwischen auf die Einrichtung eines festen Ausstellungslokals in der Körnerstraße vorbereiten kann und als gUG (gemeinnützige Unternehmergesellschaft) auf dem Weg zur Institutionalisierung ist. Um dem Thema Fotobuch eine breitere Basis zu verschaffen, entwickelte das Kölner Team um Markus Schaden eine Tournee mit Containern, in denen ausgewählte Fotobücher mit Mini-Ausstellungen vorgestellt werden. An den bislang drei Stationen in Rostock, Duisburg und Kassel (2018 zum vorerst letzten Fotobuchfestival) wurden Workshops angeboten, Bücher prominenter Autorinnen und Autoren vorgestellt und anhand des Projektes Die Welt im Umbruch Möglichkeiten des Fotobuchs diskutiert.

Zur angestrebten Institutionalisierung gehört selbstverständlich auch, über das, was man macht, zu reden und zu schreiben. So erschien mit Unterstützung der Montag-Stiftung Kunst und Gesellschaft ein schöner Begleitband über die jüngsten Aktivitäten des „PhotoBookMuseums“ mit vielen bunten Bildern, Interviews und Aufsätzen. Eine Auswahl an Themen: Eine kurze Geschichte des Fotobuchs, Erfahrung mit Partizipation durch Kunst, Neue Zugänge zum Fotobuch, Umbruch im Fotobuch (Beispiele von Fotobüchern), Fotobücher von Frauen, Anmerkungen zu Präsentationsformen des Fotobuchs, Das Fotobuch unter digitalen Bedingungen… Fazit: Fotobücher kann jeder! Wirklich jeder? Das Fotobuch in Kunst und Gesellschaft bietet keine Do-it-yourself-Anleitung, deutet aber an, welche Aufgaben das künftige Kölner Museum haben könnte.

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  • Titel: Das Fotobuch in Kunst und Gesellschaft / englische Version: The Photobook in Art and Society
  • Untertitel: Partizipative Potenziale eines Mediums / Participative Potentials of a Medium
  • Bildautor: (diverse)
  • Textautor: (diverse)
  • Herausgeber: Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft in Zusammenarbeit mit The PhotoBookMuseum
  • Gestalter: Helge Hofmann, Frederic Lezmi
  • Verlag: Jovis Verlag
  • Verlagsort: Berlin
  • Erscheinungsjahr: 2020
  • Sprache: deutsch oder englisch
  • Format: 24 x 16,8 cm
  • Seitenzahl: 468
  • Bindung: Schweizer Broschur mit Klappen
  • Preis: 42,80 Euro
  • ISBN: 978-3-86859-580-2 / englische Version: 978-3-86859-594-9

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